Blogbeitrag vom 18. Juli 2023

♥ ♥ Yoga Sutra I,15 / I,16 ♥ ♥ 

Die Sutras I,15 und I,16 beschäftigen sich mit unseren Sinnen sowie
mit deren Wünschen und Begierden.

Es wird nun darum gehen, wie du mit deiner Übungspraxis immer
mehr in die Tiefe gehst und deine Erfahrungen auf den Alltag
überträgst sowie deine Alltagserfahrungen in deiner Yoga-Praxis kontrollierst.

 

Yoga Sutra I,15:

दृष्टानुश्रविकविषयवितृष्णस्य वशीकारसञ्ज्ञा वैराग्यम्

dṛṣṭa-anuśravika-viṣaya-vitṛṣṇasya vaśīkāra-saṁjṇā vairāgyam


Die wörtlichen Übersetzungen lauten:

dṛṣṭa - sichtbar, gesehen

anuśravika - enthüllt, gelernt, verheißen

viṣaya - Dinge, Phänomene, Erfahrungsobjekte

vitṛṣṇasya - ohne Anhaftung, Durstlosigkeit, der, der aufgehört hat, zu dürsten

vaśīkāra-saṁjṇā - im vollkommenen Gleichgewicht, Meisterung, Bewusstsein vollkommener Beherrschung

vairāgyam - nichtanhaften, reaktionslos, losgelöst

 

Übertragung der Sutra in unsere Sprache: 

Der Yogi / die Yogini erlangt vollkommenes Gleichgewicht und Meisterung des Bewusstseins, wenn er / sie ohne jede Anhaftung an sichtbare Phänomene und Dinge ist.

Eine andere Übersetzung könnte lauten: Im Bewusstsein vollkommener Beherrschung ist der Yogi / die Yogini frei von jeder Anhaftung und hört auf, nach Dingen und Wissen zu dürsten.

 

 

Yoga Sutra I,16:

तत्परं पुरुषख्यातेर्गुणवैतृष्ण्यम्

Tatparaṁ puruṣa khyāte rguṇa vaitṛṣṇyam

 

Die wörtlichen Übersetzungen lauten:

Tat - dies, das, jenes...

paraṁ - das Reinste, das Höchste

puruṣa - das Individuum, das unwandelbare Selbst, wahres Selbst

khyāte - Verständnis, Verwirklichung, Bewusstheit, Gewahrsein

(r)guṇa - gunas: die drei grundlegenden Kräfte der Natur

vaitṛṣṇyam - wunschlos, frei, ohne Durst nach...

 

Übertragung in unsere Sprache: 

Wunschlosigkeit nach den Anhaftungen in der Erscheinungswelt führt zur Verwirklichung des wahren Selbst.

oder: Die höchste Form des verwirklichten Bewusstseins ist das Freisein von den grundlegenden Kräften der Natur,
den Gunas.

 

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In den Sutras I,15 und I,16 führt uns Patanjali nun an das Entsagen der Sinne. Es geht um ein völliges Freisein von Wünschen und Begierden und um echte Meisterschaft über unsere Anhaftungen. Um eine solche Meisterschaft zu erreichen, müssen wir zunächst die Sinne kontrollieren. Da es nicht möglich ist, alle Sinne gleichzeitig zu kontrollieren, müssen wir uns einen nach dem anderen vornehmen und diese nacheinander disziplinieren. Diese Kontrolle und Disziplin besagt nicht, dass wir einfach nur einer Versuchung standhalten, sondern dass wir am Ende wirklich wunschlos sind. Das geschieht nicht von einem auf das andere Mal. Es ist ein Übungsweg und ein Weg des Willens!

Unsere äußeren Wahrnehmungsorgane sind natürlich ganz wichtig für die Bewältigung unseres Alltags. Augen, Ohren, Nase, Zunge und Haut sind fünf äußeren Sinnesorgane. Arme, Beine, Mund, Zeugungs- und Ausscheidungsorgane sind die fünf Handlungsorgane. Als elftes Sinnesorgan gilt Manas, das innere Sinnesorgan.

Der innere Sinn, Manas, will beidem dienen, den äußeren Sinnes- und Handlungsorganen und dem Wunsch nach Selbstverwirklichung und Nicht-Anhaften. Sobald nun die äußeren Sinne zur Ruhe kommen, kann sich Manas mehr und mehr dem elften Sinn zuwenden. Um aber wirkliche Meisterschaft zu erreichen, muss auch dies losgelassen werden. Erst wenn das innere Begehren nach Verwirklichung sowie die Frage nach Abhängigkeiten oder Unabhängigkeiten uns nicht mehr berühren, erreichen wir die höchste Form der Entsagung, sind frei von den drei Gunas: Sattva, Rajas und Tamas. Sattva verheißt uns Glück und Wissen. Rajas ist Anhaftung an Handeln, Tamas bedeutet Unwissenheit und Täuschung. Alle drei erzeugen Anhaftung und Identifikation. Alle drei müssen transzendiert werden, auch wenn wir zunächst Rajas und vor allem Sattva anstreben, so müssen auch diese letztendlich wieder losgelassen werden. Erst dann sind wir frei. Frei von Schmerz und Unwissenheit, frei von Gier und Täuschung, frei von Verblendung und Anhaftung, frei von Identifikationen. Erst dann können wir uns selbst erkennen.

 

NAMASTé, Deine Eva Devi

 

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