Blogbeitrag vom 08. Mai 2023
Image by Mathieu Vivier from Pixabay
♥ ♥ ♥ Yoga Sutra I,7 / I,8 / I,9 / I,10 / I,11 ♥ ♥ ♥ ♥
Wir kommen zu den fünf Arten der Geistesbewegungen.
In den Sätzen I,7 - I,11 schauen wir uns das korrekte oder zutreffende Wissen sowie eingebildetes Wissen an. Wir schauen das einfache Wortewissen, also Einbildung an, den Schlaf und die Erinnerung. Woher kommen diese Einflüsse und wie können wir lernen, damit bewusst umzugehen?
Yoga Sutra I,7:
प्रत्यक्षानुमानागमाः प्रमाणानि
pratyakṣa-anumāna-āgamāḥ pramāṇāni
Die wörtlichen Übersetzungen lauten:
pratyakṣa - direkte Wahrnehmung, direkte Erfahrung
anumāna - Schlussfolgerung
āgamāḥ - aus glaubwürdigen Quellen, als zutreffend bestätigt
pramāṇāni - korrekte Wahrnehmung
Übertragung in unsere Sprache:
Korrektes Wahrnehmen wird durch direkte Erfahrung und Schlussfolgerung sowie aus glaubwürdigen Quellen gewonnen.
Eine andere Interpretation: Zutreffendes Wissen wird als zutreffend bestätigt und als Schlussfolgerung direkter Wahrnehmung.
Yoga Sutra I,8:
विपर्ययो मिथ्याज्ञानमतद्रूप प्रतिष्ठम्
viparyayo mithyā-jñānam-atadrūpa pratiṣṭham
Die wörtlichen Übersetzungen lauten:
viparyayo - verzerrte Wahrnehmung
mithyā - falsch, täuschend
jñānam - Wissen
atadrūpa - nicht seiner eigenen Form, nicht die wahre Form / Natur
pratiṣṭham - verwurzelt
Übertragung in unsere Sprache:
Verzerrte oder eingebildetes Wissen beruht auf Nicht-Wahrem.
oder: Eine falsche Interpretation wurzelt in falschem und täuschendem Wissen und verzerrter Beobachtung.
Yoga Sutra I,9:
शब्दज्ञानानुपाती वस्तुशून्यो विकल्प
śabda-jñāna-anupātī vastu-śūnyo vikalpaḥ
Die wörtlichen Übersetzungen lauten:
śabda - Wort
jñāna - Wissen
anupātī - folgend, folgerichtig
vastu - Wirklichkeit, Objekt
śūnyo / śūnyah - ohne, abwesend
vikalpaḥ - Einbildung, Phantasie, Konstrukt
Übertragung in unsere Sprache:
Wortewissen ist Einbildung und mentales Konstrukt und entspricht nicht der Wirklichkeit.
oder: Einbildung basiert auf Wissen, das aus Worten entsteht und nicht aus der Wirklichkeit.
Yoga Sutra I,10:
अभावप्रत्ययालम्बना तमोवृत्तिर्निद्र
abhāva-pratyaya-ālambanā tamo-vṛttir-nidra
Die wörtlichen Übersetzungen lauten:
abhâva - Fehlen, Abwesenheit
pratyayâ - Wahrnehmung, Eindruck des meinenden, bewussten Selbst
âlambanâ - Grundlage, stützt sich auf..
tamo - Trägheit
vritti - Bewegungen des Geistes, des Bewusstseins
nidrâ - Schlaf
Übertragung in unsere Sprache:
Schlaf ist ein Geisteszustand, in dem keine bewussten Eindrücke auf den Geist wirken.
oder: Schlaf ist die unbewusste Abwesenheit von Wahrnehmung des bewussten Selbst.
Yoga Sutra I,11:
अनुभूतविषयासंप्रमोष स्मृति
anu-bhūta-viṣaya-asaṁpramoṣaḥ smṛtiḥ
Die wörtlichen Übersetzungen lauten:
anubhûta - aus Vergangenem, aus Erfahrenem
vishayâ - Situation, Erfahrung
asampramoshah - nicht Verblasstes, nicht Beseitigtes, wörtlich: "Nicht-Diebstahl"
smrtih - Erinnerung
Übertragung in unsere Sprache:
Erinnerung ist nicht vergessenes Wissen von Erfahrenem.
oder: Erinnerung ist das Bewahren von Vergangenem, das nicht beseitigt wurde oder verblasst ist.
********************************************************************************************************
In den Sutras I,7 - I,11 werden uns die fünf Arten der Bewegungen des Bewusstseins näher erläutert. Die Sprache ist teilweise selbst in der Übersetzung noch etwas schwierig und uneindeutig für unseren heutigen "logisch denkenden Verstand". Zumal genau dieser betroffen ist und sich insofern mit sich selbst auseinander setzen muss, was nicht einfach ist! Versuchen wir es trotzdem!
In Sutra I,7 wird uns die einzig wahrhaftige Grundlage für die Geistesbewegungen aufgezeigt: zutreffendes, korrektes Wahrnehmen durch eigene Erfahrung und Schlussfolgerung sowie Wissen, das wir aus glaubwürdigen Quellen beziehen. Alle anderen Sutras zeigen uns die Verirrungen des Geistes auf, nämlich: verzerrtes, eingebildetes Wissen, falsche Interpretationen, Wortewissen ohne eigene Erfahrung und eigenen Bezug, Schlaf, also Unbewusstheit, Erinnerung, weil sie nicht mehr ist, sondern war und der Vergangenheit angehört.
Doch alle diese Gemütsregungen sind ja da. Sie bedienen sich unseres Geistes und erzeugen in uns Gefühle und Emotionen, die oft nichts mit der derzeitigen Wirklichkeit zu tun haben, wohl aber mit unserer Realität. Warum? Weil wir unsere Realität genau aus diesen emotionalen Konstrukten erschaffen. Dies ist aber nicht die Wirklichkeit, sondern Maya, Illusion. Wir müssen die Schleier der Illusion lüften, indem wir durch viveka - Unterscheidungsvermögen erkennen, was wirklich zutreffende Wahrnehmung aus eigener Erfahrung ist - und dies ohne die Prägungen, die wir in unserem bisherigen Leben aus unserem Umfeld erfahren haben. Erst wenn wir alle diese Schleier gelüftet haben, wenn wir alle Bewegungen des Geistes durch eingebildetes Wissen, durch Erinnerung, durch Schlaf und anderes zur Ruhe gebracht haben, dann, ja erst dann sind wir bereit für ein freies Leben, das unserer eigenen Essenz entspricht.
Vermutlich ist es noch ein ganzes Stück Arbeit, das wir da alle vor uns haben. Doch die Zeitqualität unterstützt uns und wir dürfen dankbar sein, in dieser Zeit geboren zu sein und unsere Seele ein großes Stück in ihrer Evolution voranzubringen. Aber nur, wenn wir uns wirklich bemühen. Jeden Augenblick!
NAMASTé, Deine Eva Devi
Wenn dir dieser Beitrag gefallen hat, freue ich mich über dein LIKE von Energy-Yoga auf Facebook:
https://www.facebook.com/Energy-Yoga-495582337233231/
Wenn du keinen neuen Beitrag mehr verpassen willst, melde dich gerne zum Blog-Verteiler an!
Sende eine Mail mit Betreff: Bitte in Blog aufnehmen!